„Leistet dem Bösen keinen Widerstand“ (Mt 5,39)

19.30 Uhr Impuls-Vortrag und Diskussion
im Pfarrzentrum Heilig Geist.

Referent: Prof. Dr. Jost-Hinrich Eschenburg (pax christi, Augsburg)

In Zeiten des Krieges und einer gewalttätigen Politik scheint mir dieser unglaubliche Satz neu bedenkenswert. Die ganze Stelle lautet:

„(38) Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Auge für Auge und Zahn für Zahn. (39) Ich aber sage euch: Leistet dem Bösen keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin. (40) Und wenn dich einer vor Gericht bringen will, um dir das Hemd wegzunehmen, dann lass ihm auch den Mantel. (41) Und wenn dich einer zwingen will, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh zwei mit ihm.“

Es ist eigentlich eine Ausformulierung und Verstärkung des 5. Gebotes: „Du sollst nicht töten“. Aber der General im Krieg sagt: „Du sollst töten“. Die Folgen sehen wir. Welchen Anspruch darf der Staat auf seine Bürger erheben? Hat er das Recht zu töten? Sollte er dieses Recht haben? Wie steht es mit der „Verteidigung“? Ist das Recht auf Verteidigung absolut und unbegrenzt? Im Ukrainekrieg sind vermutlich mehr als eine halbe Million Menschen umgekommen. Oder sind es ein paar hunderttausend mehr oder weniger? Keiner weiß es, und für die politischen und militärischen Entscheidungen spielt es keine Rolle. Das zeigt, dass der Wert des Einzelnen gleich Null ist angesichts der politischen Ziele. Ist das in Ordnung? Wenn ich an meine Enkelkinder denke, sträubt sich alles in mir dagegen. Trotzdem billigen die Kirchen in Deutschland das militärische Engagement unserer Regierung, so wie sie es schon immer getan haben, insbesondere in den Weltkriegen.

Ich möchte die These aufstellen, dass die Friedensfrage die zentrale Frage für die heutige Kirche ist, an der sich ihre Glaubwürdigkeit und ihre Zukunft entscheidet. Aber was ist Frieden und wie arbeitet man dafür? Wie erreicht man ihn?
Gandhi hat eine merkwürdige Antwort darauf gegeben:
Es gibt keinen Weg zum Frieden, der Friede   i s t   der Weg.

Über diese mich bedrängenden Fragen möchte ich gerne
nach einem kurzen Impuls mit Ihnen ins Gespräch kommen.

Prof. Dr. Jost-Hinrich Eschenburg
pax christi Augsburg